Christian Frentzen – Second Encounter
Eine konsequente Weiterentwicklung
Weltenverbinder zwischen Jazz, Pop und Folk
Mit „Second Encounter“ legt der Kölner Komponist und Keyboarder Christian Frentzen ein bemerkenswertes zweites Album vor, dessen zehn Kompositionen Zeugnis seiner konsequenten künstlerischen Weiterentwicklung sind. Unbeeindruckt von Schubladendenken befreit Frentzen sich von jeglichen stilistischen Zwängen und lässt seinen vielschichtigen Einflüssen und Inspirationen freien Lauf. So knüpft „Second Encounter“ nicht bloß an das Erstlingswerk „First Encounter“ an, sondern zeigt die vielen Facetten eines Künstlers, den man damit endgültig zu den kreativsten Köpfen der deutschen Jazz-Szene zählen muss. Neben seinen Solo-Projekten und regelmäßigen Auftritten mit Till Brönner, Max Mutzke und Teddy Teclebrhan ist er ein gefragter Sideman und Produzent, dem es gelingt, stilsicher verschiedene Welten miteinander zu verbinden. Sein neues Album „Second Encounter“ zeigt dies eindrucksvoll.
„Second Encounter ist wie eine Playlist, auf der alle meine Lieblings-Einflüsse zu finden sind“, sagt Frentzen über das Album, und schon beim ersten Hören wird deutlich, was er damit meint. Mit einer Leichtigkeit, die von großer Souveränität und künstlerischer Reife zeugt, verbindet er Jazz mit Blues, Folk, Americana, Singer-Songwriter und World Music. Frentzen versteht sich als Erzähler, dessen Melodien und Texte den Zuhörer an die Hand nehmen. Songs, die eine Geschichte erzählen. Und obwohl „Second Encounter“ dadurch eine Art Collage ist, zieht sich ein verbindendes Element als roter Faden durch das Album: das Piano, das wie eine stilsichere Tänzerin durch die Musik führt. Bei aller Virtuosität ist Frentzen Blendertum dabei genauso fremd wie kopflastige, übertrieben komplexe Kompositionen. Hier empfindet, schreibt und spielt jemand aus dem Bauch heraus – und gerade das macht „Second Encounter“ von Anfang bis Ende mitreißend.
„Ich habe einfach Songs geschrieben, ohne an feste Besetzungen zu denken. Das passt einfach zum Zeitgeist“, beschreibt Frentzen die Entstehung seiner Musik. Inspirationen dafür gab es in den letzten drei Jahren genug: Trennung, Schmerz, Krise. Die Corona-Zeit nutzte er, um seinen musikalischen Horizont zu erweitern, und entdeckte das Singen und Textdichten für sich. Mit der australischen Sängerin Dannielle DeAndrea, die mit Größen wie Larry Goldings und Scart Pockets arbeitet, hat er eine Stimme gefunden, die seine gefühlvolle Ballade „Find Another You“ zu einem Song mit Gänsehautgarantie macht. Ebenso spontan kam die Zusammenarbeit mit dem New Yorker Gitarristen Nir Felder zustande, der gerade als Rising Star der New Yorker Jazzszene gefeiert wird. Der Opener „Familiar Feelings“ zeigt eindrucksvoll, dass Frentzen eben auch im Modern Jazz zu Hause ist.
„Ich wollte immer schon für ein Streichquartett schreiben.“
Neben vielen Eigenkompositionen ist auch ein Titel seines Kollegen Norbert Scholly dabei, den Frentzen zu seinen größten Einflüssen zählt. „Piece For Esbjoern Svensson“ bewegt sich mit untypischen Harmoniewechseln, treibenden Rhythmen und einem von Frentzen beigesteuerten Arrangement für Streichquartett im Spannungsfeld zwischen World Music, Neoklassik und Ethno. Und dass auch der Blues für Frentzen eine Herzensangelegenheit ist und er großer Fan der Künstlerinnen Lizz Wright und Mavis Staples ist, ist kaum zu überhören. „Spirit Lead The Way“ ist Zeugnis dieser Affinität, die die US-Amerikanerin Alana Alexander, mit der ihn eine tiefe Freundschaft verbindet, eindrucksvoll zur Geltung bringt.
Christian Frentzen gelingt auf seinem zweiten Album, was nur wenige schaffen: die Verschmelzung verschiedenster Einflüsse, die auf den ersten Blick gegensätzlicher kaum sein könnten, zu einem Ganzen. „Second Encounter“ ist eine Begegnung mit einem Künstler, der seine Stimme als Komponist und Pianist gefunden hat und sie virtuos sprechen lässt, um seinen vielschichtigen Inspirationen Ausdruck zu verleihen – selbstbewusst, voller Entdeckungsfreude und erfrischend frei von allen Klischees.
(Autor: Lasse Eilers)